Dr. Natur
Dr. Natur
Wir haben es geschafft, ein Leben fast ohne natürliche Reize zu kreieren, und wenn dann werden viele natürliche Berührungspunkte oft negativ assoziiert. Die Assoziation von Kälte mit Erkältung ist so, als würde man Sauna mit Verbrennungen gleichsetzen – das macht keinen Sinn. Erkältungen treten zwar häufiger auf wenn die Temperaturen wieder Fallen doch dich Kälte alleine ist nicht das Problem. In dieser Zeit startet auch die Heizsaison, dadurch trocknet die Luft in unseren Räumen und somit auch unsere Schleimhäute aus. Diese stellen eine der wichtigsten Barrieren unseres meist ohnehin geschwächten Immunsystems dar. Kommt nun ein weiterer Stressor wie Vieren und Bakterien hinzu ist die Erkältung vorprogrammiert. Die Lösung: achte auf die Luftfeuchtigkeit in deinen Räumen und trainiere dein Immunsystem.
Werfen wir einen Blick in unsere Evolution.
Der Mensch und natürliche Reize haben eine lange gemeinsame Geschichte. Wir haben im Laufe der Evolution Systeme entwickelt, um mit den evolutionären Stressoren umgehen zu können.
So haben wir gegen die Kälte als evolutionären Stressor die Fähigkeit entwickelt wärme über Muskelzittern und über Mitochondriale Thermogenese zu erzeugen. Unsere Schilddrüse hat sich ebenfalls als Temperaturregulationsorgan entwickelt.
Gegen die Hitze haben wir die Fähigkeit des Schwitzens entwickelt. Das ermöglicht uns eine bessere Temperaturregulation als den meisten Tieren und somit hatten wir die ersten Jagderfolge.
Gegen das Verhungern entwickelte sich über Millionen von Jahren die Fähigkeit, Energie zu speichern und auch wieder zu mobilisieren.
Gegen das Verdursten haben wir unser Salzregulationssystem wie die Nieren entwickelt.
Gegen Gefahren haben wir unser Kampf- und Fluchtsystem sowie das Laufen, Werfen, Rennen und Kämpfen entwickelt.
Gegen Viren und Bakterien haben wir unser angeborenes und erworbenes Immunsystem entwickelt.
Gegen zu hohe UV-Strahlung haben wir die Fähigkeit der Melaninproduktion in unserer Haut entwickelt.
Zusammengefasst kann man sagen unsere Umwelt hat uns geformt.
Das tut sie immer noch denn natürliche Reize wie Hitze, Sonne, Erdkontakt, Regen, Wind, Wasser, ein Kratzer an der Haut und Ätherische Öle mit ihren Terpenen spielen eine entscheidende Rolle in der Aufrechterhaltung unserer Gesundheit. Aber auch unsere moderne Umwelt wirkt auf uns! Beton, Asphalt, Sessel, Couch, Büroarbeitsplatz, Auto hat massive Auswirkungen auf unsere Gesundheit.
Natürliche Zyklen
Der menschliche Körper unterliegt auch den natürlichen Rhythmen und Zyklen der Umwelt, die einen direkten Einfluss auf seine physiologischen Prozesse haben. Wie du gerade gelesen hast reagiert vor allem im Sommer unsere Haut auf die intensivere Sonneneinstrahlung, indem sie vermehrt Melanin produziert, was einen Schutz vor den starken Sonnenstrahlen bietet und die Haut dunkler erscheinen lässt. Im Kontrast dazu passt sich die Haut im Winter an, wenn die Sonnenstrahlen flacher auf die Erde treffen. Die Haut wird heller, um eine tiefere Eindringung der Sonnenstrahlen zu ermöglichen und die Produktion von Vitamin D trotz geringerer Sonneneinstrahlung zu gewährleisten. Dieses Anpassungsverhalten ist ein biologisches Zusammenspiel zwischen dem menschlichen Organismus und den sich ändernden Umweltbedingungen.
Ernährungsgewohnheiten folgen ebenfalls einem saisonalen Muster. Im Sommer bieten Obst und Gemüse eine reiche Quelle von Antioxidantien, die den Körper vor oxidativem Stress schützen. Neuste Studien zeigen auch, dass wir bei einem höhere Vitamin D Spiegel Kohlenhydrate z.B.: aus Obst besser verstoffwechseln was im Sommer absolut Sinn macht. Unser Vitamin D Spiegel ist durch die intensivere Sonneneinstrahlung höher und zu dieser Jahreszeit sind Kohlenhydrate verfügbar. Wohingegen wir im Winter einen niedrigeren Vitamin D Spiegel aufweisen und dadurch passt sich unsere Verdauung in Richtung Fettstoffwechsel an. Da Fette Lebensmittel eher in der kalten Jahreszeit oder in Nördlichen Regionen eine größere Rolle spielen.
Diese natürliche Lebensweise folgt intermittierenden Muster. Ohne Phasen der Ruhe kommt man auch nicht in die Aktivität. Die Interaktion zwischen dem menschlichen Organismus und den natürlichen Rhythmen ist nicht nur faszinierend, sondern auch essenziell für das Wohlbefinden.
- WIR HABEN UNSERE UMWELT STARK VERÄNDERT.
- SIND WIR DIE ERSTE INDOOR-GENERATION SEIT MILLIONEN VON JAHREN EVOLOTION?
- WIE KONNTEN WIR INNERHALB WENIGER JAHRE VON EINER OUTDOOR- ZU EINER INDOOR-SPEZIES WERDEN?
- WAS SIND DIE PHYSIOLOGISCHEN UND PSYCHOLOGISCHEN FOLGEN, WENN WIR FAST UNSERE GESAMTE ZEIT IN GEBÄUDEN UND FAHRZEUGEN VERBRINGEN?
- WAS KÖNNEN WIR TUN, UM DIE VORTEILE DES MODERNEN INDOOR-LEBENS ZU MAXIMIEREN UND SEINE GEFAHREN ZU MINIMIEREN?
Fragen über Fragen.
Bei Dr. Natur geht es nicht nur um natürliche Reize sondern auch womit wir unsere evolutionär, natürliche Umgebung getauscht haben.
Arbeit, Haushalt, Fernsehabende auf der Couch – wir Erwachsenen kennen den Alltag in geschlossenen Räumen nur zu gut und finden oftmals nicht genug Zeit, an die frische Luft zu kommen. Auch mit unseren Bemühungen und Vorsätzen, mehr Zeit im Freien zu verbringen, zeigen Studien der WHO sowie der US EPA, dass wir mit fast 22 Stunden im Durchschnitt 90 % unserer Zeit in Gebäuden verbringen. Diese Ergebnisse zeigen außerdem eine deutliche Diskrepanz unserer Wahrnehmung und der tatsächlichen Realität. Denn bei einer Studie gaben die Befragten an, dass sie glauben, nur 64 % ihrer Zeit in geschlossenen Räumen zu verbringen.
„Zwischen den Jahren 1800 und 2000 ist der Anteil der Menschen, die draußen arbeiten, von 90 % auf 20 % gesunken. In sehr kurzer Zeit sind wir von einer Outdoor-Spezies zu einer Art geworden, die ihre Zeit größtenteils in dunklen Höhlen verbringt.“ Russell Foster, Leiter des Nuffield Laboratory of Ophthalmology und des Sleep and Circadian Neuroscience Institute, Universität Oxford.
Man könnte meinen, dass der Anteil der Outdoor-Freizeitaktivitäten bei Kindern anders als bei Erwachsenen aussieht. Draußen zu spielen, sollte doch zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Kindheit gehören. Im Sandkasten graben, auf Bäume klettern, Fangen spielen im Wald oder Tiere im Fluss entdecken. Das gehört zu einer abenteuerreichen Kindheit dazu, oder nicht?
Aktuelle Daten zeigen das weniger als 33 % der Kinder zwischen 3-12 Jahre heute jeden Tag an der frischen Luft sind. Dieser Anteil war noch vor 50ig Jahren deutlich höher. Jugendliche zwischen 16 & 18 Jahren verbringen fast 64 Stunden pro Woche im Internet, dieser Wert hat sich seit 2007 verdoppelt. Bei Erwachsenen sieht der Naturkontakt auch nicht so berauschend aus. Ein Angestellter hält sich während eines durchschnittlichen Arbeitstages im Schnitt nur 15 Minuten im Freien auf. Diese Zahl ergibt sich aus den Antworten mehrerer Tausend Personen, die online befragt wurden.
Was sind die Folgen für die Indoor-Spezies
Der Wandel zur Indoor Generation geht nicht spurlos an uns vorbei. Die Luftverschmutzung in den Städten zählt zu den Topthemen in unserer Gesellschaft. Die Luft in unseren Gebäuden wird kaum hinterfragt obwohl die Luft in unseren Innenräumen bis zu fünfmal stärker mit Schadstoffen belastet sein kann, als die Außenluft – sogar in Großstädten. Warum ist das so? Die Luft in einem Gebäude ist zunächst mehr oder weniger die gleiche wie die Außenluft und damit auch genauso mit Schadstoffen belastet wie die Außenwelt. Dazu kommen die Schadstoffe, die von toxischen Materialien im Innern stammen, also Baumaterialien, Reinigungsprodukte, Möbel, Kunststoffe, Spielzeug usw. Außerdem kommen noch menschliche Aktivitäten wie Kochen, das Anzünden von Kerzen, das Trocknen von Wäsche im Haus usw. hinzu. Besonders Kinderzimmer sind oft Räume mit der schlechtesten Luftqualität im Haus und damit die am stärksten mit Schadstoffen belasteten Räume.
In einer mexikanischen Studie wurden Zeichnungen von Kindern verglichen. Es wurden zwei Gruppen verglichen. Die eine Gruppe an Kindern lebte am Hügel und war vom Pestizideinsatz der Landwirtschaft weniger betroffen als die Gruppe der Kinder die im Tal lebte. Die Unterschiede erkennst du am Bild – recht Talboden, links am Hügel.
Auch die Belastung mit Schadstoffen hat sich dramatisch verändert in den letzten Jahrzehnten. Wir konsumieren z.B: bis zu 5g Mikroplastik pro Woche- primär über unser Trinkwasser. Ein Grund warum ich Wasserfilter sinnvoll finde. (Wasserfilter: Siehe Partnerseite)
Neben diesen externen Einflüssen ist auch der eigene Ausstoß als Verursacher in Innenräumen nicht zu unterschätzen: Eine vierköpfige Familie gibt jeden einzelnen Tag allein durch Atmen 1800 Liter CO2 und 10 Liter Wasser an die Atmosphäre ab. Diese schlechte Raumluftqualität kann zum einen kurzzeitige Symptome wie Schwindelgefühle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, die Reizung von Augen, Nase und Rachen etc. auslösen. Zum anderen können sich laut US EPA auch langfristige Folgen wie z. B. Asthma, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) oder Herzerkrankungen bemerkbar machen. Aktuell leiden 2,2 Mio. Europäer allein aufgrund ihrer Wohnbedingungen an Asthma.
Auch die ökonomischen Kosten von Behandlung und medizinischer Betreuung sind mit europaweit 82 Mrd. Euro
jährlich beträchtlich. Dazu zählen direkte Kosten für die Behandlung und medizinische Betreuung sowie indirekte
Kosten wie Verluste im Bereich der Arbeitsproduktivität
.
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Wir sind also dabei, uns von der natürlichen Außenwelt und dem 24-Stunden-Rhythmus der Sonne zu entfernen, die Hunderttausende von Jahren lang die Entwicklung der menschlichen Spezies und somit unserer DNA bestimmt hat. Elektrisches Licht und digitale Geräten haben diesen Effekt massiv beschleunigt, doch unsere DNA verändert sich seeeeehr langsam, über Generationen. Das hat ernsthafte Auswirkungen generelle aber auch auf unsere psychische Gesundheit. 68 % der Befragten bestätigten, dass sich ihre Stimmung durch Tageslicht positiv beeinflussen lässt. Eine Kanadische Studie unterstreicht die positiven Auswirkungen von Tageslicht auf unsere psychische Gesundheit. Es wurde das Antidepressivum Fluoxetin mit Lichttherapie bei nicht saisonale bedingter Depressionen verglichen, wobei die Lichttherapie wesentlich bessere Ergebnisse brachte. Typische Symptome einer jahreszeitlich bedingten Depression sind Müdigkeit, ein Mangel an Motivation, das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit sowie Schlafstörungen. Die effektivste Behandlung dafür ist die Lichttherapie.
WIE VIEL LICHT IST GENUG LICHT? Ein Problem ist, dass die Lichtmenge, die wir fürs sehen brauchen, wesentlich geringer ist als die Menge, die unser zirkadianes System benötigt.
Typische Beleuchtungsstärken in Innenräumen von 300 – 500 Lux empfinden wir als angenehm, um die meisten Sehaufgaben erledigen zu können. Für die stabile Regulierung unserer zirkadianen körpereigenen Uhr ist das in den meisten Fällen zu niedrig. Sitzt man an einem Fenster sind es ca. 3.000 Lux – und draußen sogar ca. 10.000 bis 100.000 Lux. Das Natürliche Licht im Außenbereich ist problemlos in der Lage unsere Ganglienzellen in der Netzhaut des Auges mit Licht zu sättigen. Damit reguliert sich die zirkadiane Uhr in gerade einmal 30 Minuten. Auch an Bewölkten Tagen ist es im Freien deutlich Heller, wenn du es selbst messen willst dann miss deine Innenräume und im Freien ganz einfach mit dem Smartphone. Du brauchst dazu eine App wie LUX O METER oder ein Lichtmessgerät. Eine ausreichende Dosis an Tageslicht im Verlauf eines stabilen Hell-Dunkel-Zyklus ist entscheidend für einen gesunden Biorhythmus. Dr. Schlaf lässt grüßen.
Dieser Hell Dunkel Rhythmus wirkt sich auch auf deine Produktivität aus. Denn Schlafunterbrechungen machen uns weniger produktiv, lassen uns mehr Fehler machen und wirken sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung aus. Doch auch das Licht alleine hat direkte Auswirkungen auf unsere Produktivität. Die Verbindung zwischen Tageslicht und Arbeitsproduktivität wurde in mehreren Studien untersucht und die Ergebnisse zeigen, dass Tageslicht und die Sicht nach draußen die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz erhöhen.
Beispielsweise schnitten Büroangestellte bei geistigen Funktions- und Gedächtnistests unter denselben Bedingungen 10 – 25 % besser ab, wenn eine bessere Sicht nach draußen und bessere Tageslichtbedingungen im Büro herrschten.
„Licht ist ein direkter Stimulans für die Wachheit des Gehirns. Wenn man während des Tages hellerem und blauerem Licht ausgesetzt ist, ergibt sich ein stärkerer stimulierender Effekt. Man ist wacher und die kognitiven Funktionen arbeiten besser, man ist bei der Arbeit potenziell produktiver usw. In Bezug auf Büros, Schulen, Krankenhäuser usw. wollen wir vor allem die wach machende Wirkung von Tageslicht nutzen.“ Steven Lockley, Associate Professor of Medicine, Harvard Medical School. Neurowissenschaftler, Division of Sleep and Circadian Disorders, Departments of Medicine and Neurology, Brigham and Women’s Hospital. Zum Schlafen und am Abend jedoch nicht.
Auch wenn der technologische Fortschritt zu enormen Vorteilen in Bereichen des Lebensstandards, dem Gesundheitswesen oder der Erziehung geführt haben, sollten auch für die negativen Auswirkungen Maßnahmen ergriffen werden, um das Leben im Inneren wieder lebenswert zu gestalten. Die Grundfrage ist „Wie schaffen wir einen gesunden Wohnraum der auch zum Bewegen einlädt und uns genügend frische Luft und Tageslicht bietet?“.
Bereits bei der Planung sollten Gebäude so geplant werden, dass die Zimmer ausreichendes mit Tageslicht und Frischluft versorgt werden und das Elektroleitungen eventuell auch abgeschirmt werden. Oft wird es nicht möglich sein, negativen Einflüsse ganz zu beseitigen, jedoch kann jeder versuchen eine möglichst gesunde Umgebung in den eigenen vier Wänden zu erschaffen. Mehrmaliges Lüften senkt die Belastung durch Schadstoffe in der Luft. Plätze im Haus an denen wir uns lange aufhalten sollten möglichst viel Tageslicht bieten. Wir brauchen auch Zeiten in denen wir uns Bewusst den natürlichen Reizen aussetzen und uns auch hin und wieder einmal einen Kratzer holen – auch das kann ein willkommener hormetischer Reiz sein.
Deine Aufgabe: Wie kannst du mehr Natur in dein Leben und in deinen Wohnraum holen und was meidest du besser?
Das schöne an diesem Aspekt ist, dass es sich hier oft um einmalige Veränderungen oder Anschaffungen handelt und wir sehr lange davon profitieren.
Denke an: – Lichtquellen, – Luftqualität bzw. Frischluftzufuhr, – Wasserqualität, – Sitzplätze, Elektromagnetische Belastungen (EMF), – Bewegungsmöglichkeiten im Wohnraum, – Plätze an denen du dich viel Aufhältst sollten viel Tageslicht bieten, Giftige Stoffe in Kosmetik/ Spülmittel/ Geschirrspültabs/ Waschmittel / Lebensmittel / Spielzeug/ Möbel etc.